Mit meiner bunt gemischten Reisetruppe, bestehend aus Produkt- und Marketingmanagern verschiedener deutscher Reiseveranstalter, standen nun zwei Wochen geballtes Abenteuer und Sightseeing an.
Los ging es in Hawke’s Bay, einer Region an der Ostküste des Landes, die vor allem für ihre guten Weine und das hervorragende Essen bekannt ist. Beides haben wir ausgiebig genossen. Mein ganz persönliches Reisehighlight habe ich hier gleich am Anfang erleben dürfen. Wir haben einen traditionellen Maori-Versammlungsplatz besucht. Hier begrüßte uns eine große Maori-Familie mit Kampf, Tanz und Gesang und hat uns auf so lebendige, besonders aber auf eine so liebevolle Art und Weise in ihre Kultur und Lebensweise eingeführt, dass bei dem einen oder anderen sogar Tränen geflossen sind. „Unsere Herzen grüßen Eure Herzen, unser Land ist Euer Land“ – im Nachhinein kann man es schlecht beschreiben, man muss es einfach erlebt haben. Die Atmosphäre war eine ganz besondere und so standen wir ehrfürchtig vor den Maori, mit denen wir Steine gesegnet haben, sie haben uns den traditionellen Haka-Tanz vorgeführt, für uns Musik gemacht, uns gezeigt, wie man Taschen aus Flachs herstellt, sie haben für uns gekocht, uns die heilenden Kräfte ihrer Pflanzen nahegebracht und uns erzählt, was ihnen selbst im Leben wichtig ist und woran sie glauben. All diese Eindrücke haben tiefe Spuren hinterlassen und uns zum Nachdenken angeregt: Wie glücklich können wir uns schätzen, ein solch herrliches Fleckchen Erde zu entdecken, solch wunderbare Menschen kennenzulernen, schon nach wenigen Tagen einen starken Gruppenzusammenhalt zu spüren, Familie zu haben und einfach glücklich zu sein – mit dem was man hat. Ab diesem Zeitpunkt fühlten wir uns wirklich in Neuseeland angekommen und auch diejenigen, denen vielleicht noch ein bisschen der jet lag in den Knochen steckte, waren nun voll auf Kiwi-Kurs.
Nach vielen weiteren Zwischenstationen (u.a. in der Art déco-Stadt Napier, die 1931 von einem schweren Erdbeben heimgesucht wurde und uns damit auf Christchurch vorbereitete, bei einer Kolonie von Tausenden von Tölpeln, beim „Little White Kiwi“ und auf einer Olivenfarm mit Verköstigung) landeten wir schließlich in Wellington, an der Südspitze der Nordinsel gelegen. Wellington ist ein gemütliches und ein wenig windiges Städtchen, daher wird es von den Neuseeländern auch „Windy Wellington“ genannt. Hier muss man natürlich einmal mit dem Cable Car bis hoch zu den Botanischen Gärten gefahren sein und den Blick über die Stadt und den Hafen genossen haben. Erwähnenswert ist auch die hippe Cuba Street, auf der viele kleine und ausgefallene Geschäfte liegen. Vor allem abends ist die Einkaufsstraße einen Besuch wert, denn dann kann man besonders gut Leute beobachten und in das quirlige Leben der „Wellingtonians“ eintauchen. Auch ein Abstecher ins Museum Te Papa lohnt sich, denn hier wird die neuseeländische Geschichte wieder lebendig und sehr anschaulich dargestellt. Unvergesslich wird mir die Nachtwanderung in „Zealandia“ bleiben, eine Art Wildlife-Schutzreservat mitten in der Stadt. Mit dicken Jacken, festem Schuhwerk und roten Taschenlampen sind wir in Kleingruppen und mit jeweils zwei erfahrenen Wildlife-Guides auf die Pirsch gegangen, um den nachtaktiven Kiwi, das Nationaltier Neuseelands, zu beobachten. Da man nicht auf jeder Wanderung in den Genuss kommt, einen oder gar mehrere Kiwis in freier Wildbahn zu erleben, waren wir sehr stolz, gleich zwei entdeckt zu haben. Trotz ihres plump anmutenden Körpers waren sie doch erstaunlich flink und äußerst emsig bei der Nahrungssuche zugange.
Nach dem Kiwi-Erlebnis sind wir mit der Fähre gen Südinsel nach Picton gefahren. Die Fährfahrt durch die Marlborough Sounds war beeindruckend und wir hatten glücklicherweise wieder schönes Wetter, wie eigentlich während des gesamten Aufenthaltes. Wir sind einen Teil des Queen Charlotte Track entlang gewandert und waren erstaunt, wie hoch der neuseeländische Farn wächst. Was man hierzulande im Wald nur als kniehohes Gewächs kennt, erreicht am anderen Ende der Welt mehrere Meter Höhe.
Von Picton aus sind wir, wieder mit mehreren Zwischenstopps (u.a. in Blenheim und Kaikoura, wo wir jeweils in den erneuten Genuss guten Weines und von Seelöwen gekommen sind) zu meinem letzten Reisehighlight gelangt: Christchurch. Wie Napier, eine unserer ersten Reisestationen, hat auch Christchurch schwere Erdbeben erlebt, das verheerendste im Februar 2011. Auf die Auswirkungen des Erdbebens waren wir vorbereitet, aber dennoch haben wir irgendwie nicht mit (noch immer) so viel Zerstörung gerechnet. Überall sah man noch die Spuren des Erdbebens: Risse in Mauern und Gehwegen, teilweise abgedeckte Dächer, zerstörte Fenster, eingestürzte und einsturzgefährdete Gebäude, gesperrte Straßen, … Dennoch versprühten die Menschen vor Ort einen wirklich beneidenswerten und unerschütterlichen Optimismus. In der Innenstadt, ganz in der Nähe zur völlig zerstörten Kathedrale, lassen sie „Tin Town“ entstehen. Eine Ansammlung bunt angestrichener Schiffscontainer, in denen sich nun Geschäfte, Restaurants und Banken befinden. „The Christchurch I love is still here“ und „Re:Start“ – das sind nun die Mottos und geben den Menschen neue Hoffnung. Wie schon die Maori-Zeremonie hat uns auch diese Reiseetappe berührt. Gerne wären wir länger geblieben, aber dann hieß es für viele von uns Abschied nehmen. Wir versprachen uns, in Kontakt zu bleiben, was bis heute auch noch der Fall ist. Und nach einem kurzen Abstecher in die Region Bay of Islands (im Norden der Nordinsel) und noch mal nach Auckland musste auch ich auf Wiedersehen zu „Aotearoa“, wie die Maori ihre Heimat nennen, sagen und freue mich schon auf das nächste Mal!